Ankommen

Seit September sind wir jetzt in unseren Einsatzstellen – hier erzählt Hannah von ihren ersten Monaten auf dem Écolieu „Ô saveur de l’instant“.

Ankommen auf dem Ecolieu. Der erste Eindruck als ich nach langer Bus- und Zugreise auf dem Ecolieu ankomme, ist ein sehr körperlicher: Verglichen mit den städtischen Umgebungen, in denen ich mich vorher bewegt habe, zuletzt Dijon, wo auch draußen an vielen Stellen Maskenpflicht herrschte, empfängt mich hier eine Menge freier Raum voll frischer Luft und Ruhe. Keine beengenden (und aktuell potenziell bedrohlichen) Menschenansammlungen, keine Hektik, kein Lärm. – Wie laut Vögel sein können, wenn es sonst nicht viele Geräusche gibt. Ramatara zeigt mir die Holzhütte in der ich das nächste Jahr leben würde. Vom Eingangstor geht es hinter den Gästehäusern bergab auf den kleinen Wald zu. Das „Châlet“ stand hier schon, als sie herkamen, aber sie haben es um eine kleine Küche, eine Dusche und eine Komposttoilette erweitert, ich habe mein eigenes Haus. Als wir kommen ist Yvan gerade damit beschäftigt, Vorgänge zur Isolation anzubringen. Ich kann mich jetzt rückblickend noch deutlich erinnern, wie mein Körper sich entspannte und begann, sich wohlzufühlen, ohne dass ich etwas anderes auf dem Ecolieu gesehen hatte. Der Ort hat eine eigene Atmosphäre, die man sehr direkt wahrnehmen kann.

Mit einem kleinen Bild aus Vogelperspektive wurde mir die Geschichte des Ortes erzählt. Seitdem Ramatara und Yvan vor 12 Jahren hier ein Haus gekauft haben, eigentlich nur um selbst darin zu wohnen, hat sich unglaublich viel entwickelt: ein Flickenteppich aus kleinen Grundstücken, der stetig erweitert wurde und zusammengewachsen ist, ein Wald, der aus einem Maisfeld entstanden ist, Gästehäuser in früheren Scheunen, ein Naturschwimmbad, ein ausgebautes Gewächshaus, dass Yoga- und Qi-Gong-Kurse beherbergt. Auch jetzt bewegt es sich überall. Vor meiner Nase entsteht ein zweites Châlet, dass wir im September begonnen haben und pausieren mussten, weil es nass wurde. Rechts daneben liegt das Relief eines Amphitheaters, das bisher aus Stufen in nackter Erde besteht. Wenn es pandemiebedingt möglich ist, kommen regelmäßig Gruppen für Kurse und Ausbildungen, die die Räumlichkeiten und das Gelände benutzen. Es ist ein lebendiger Ort, ständig in Entwicklung, nicht abgeschlossen und routiniert. – Das merke ich jeden Tag aufs Neue.

Ô Saveur de l ́Instant!

Meine tägliche Routine beginnt und endet momentan damit, nach dem Frühstück die Hühner, Gänse und Enten zu füttern, dann 9:30 – die Zeit haben wir irgendwann als gemeinsamen Arbeitsbeginn festgelegt –Je commence par où? Wo fange ich an? Vielleicht gibt es Betten zu beziehen und Bäder zu putzen für eine Gruppe, die bald ankommt, vielleicht werden auch Tomaten aus dem Garten gebraucht oder die Wege sollen „désherbiert“ (desherber, ein wichtiges Wort: von Pflanzen befreien, die dort nicht wachsen sollen) werden. Oder wir werkeln auf einer der Baustellen, am neuen Châlet, auf dem Dachboden, der bewohnbar werden soll, am Gewächshaus, das als Bühnenbild für eine transportable Pflanzen-Ausstellung gedacht ist. Oder der Nachbar, der sein Grundstück neu anlegt braucht Hilfe, die Brombeeren mit dem Freischneider kleinzukriegen oder einen Acker zu harken.

Die nächste Frage ist dann meistens: Wo wird mit wem gegessen und wer kocht? Mit Familie und Freunden kann sich eine größere Runde bilden, vielleicht hole ich mir aber auch eine vorbereitete Portion bei der Köchin im Gästehaus ab, um in meiner Hütte zu essen.

Die Vorstellung des Tages geht meistens bis zum Ende der Tätigkeit, die gerade aktuell ist und danach kann alles Mögliche kommen. Manchmal gibt es auch weiterführende Planungen, aber ob sie eingehalten werden, hängt an der Verfügbarkeit der beteiligten Personen und am Wetter. Für mich ist diese Lebensweise eine große Umstellung. In meinem Studium waren meine Tage sehr selbst organisiert. Zuletzt habe ich meine Bachelorarbeit geschrieben, was kombiniert mit den Corona-Maßnahmen bedeutete, drei Monate lang nahezu keine terminlichen Verpflichtungen zu haben und die Zeit selbst so einzuteilen, dass am Ende pünktlich eine brauchbare Arbeit fertig ist. Jedes Teilziel habe ich mir selbst gesteckt und ständig, bewusst oder unbewusst, bewertet, ob die letzten Stunden gut genutzt waren.

Als neue Freiwillige warte ich einfach ab, was als nächstes gemacht wird. Ich freue mich, wenn ich mit der angesetzten Tätigkeit etwas Neues lerne und ich unmittelbar sehe, wie ich zum Funktionieren der Lebensstrukturen hier beitrage. Manchmal ist es schwer auszuhalten, so wenig Sicherheit über den Inhalt meiner Zeit zu besitzen und sich immer wieder spontan einzustellen, auf das was da ist. Dann bin ich auch immer wieder hoch beglückt von Ereignissen, die sich ganz ohne Planungsaufwand für mich ergeben. Auch wenn es immer zahlreiche Dinge gibt, die potenziell getan werden könnten, gibt es die Zeit für ein gutes Gespräch zwischendurch, für das Anhalten am Strauch, um den Unterschied von Bienen und Wildbienen zu entdecken, für den Yoga-Kurs, der eigentlich in meiner Arbeitszeit liegt.

Und ganz so unsicher werden meine Tage sicher nicht bleiben. Für Ramatara und Yvan ist es das erste Mal, dass eine Freiwillige über ein Jahr bei ihnen ist und wir schauen gemeinsam, welche Aufgaben ich auch selbstständig und regelmäßig erledigen kann. Ich habe den Text vor ein paar Wochen begonnen und seitdem haben sich wieder ein paar Dinge verändert. Jedenfalls hat der Name, der an der Pforte des Ecolieu steht für mich eine neue Qualität bekommen: Ô Saveur de l ́Instant – Oh Geschmack des Augenblicks.werkeln auf einer der Baustellen, am neuen Châlet, auf dem Dachboden, der bewohnbar werden soll, am Gewächshaus, das als Bühnenbild für eine transportable Pflanzen-Ausstellung gedacht ist. Oder der Nachbar, der sein Grundstück neu anlegt braucht Hilfe, die Brombeeren mit dem Freischneider kleinzukriegen oder einen Acker zu harken.Die nächste Frage ist dann meistens: Wo wird mit wem gegessen und wer kocht? Mit Familie und Freunden kann sich eine größere Runde bilden, vielleicht hole ich mir aber auch eine vorbereitete Portion bei der Köchin im Gästehaus ab, um in meiner Hütte zu essen.Die Vorstellung des Tages geht meistens bis zum Ende der Tätigkeit, die gerade aktuell ist und danach kann alles Mögliche kommen. Manchmal gibt es auch weiterführende Planungen, aber ob sie eingehalten werden, hängt an der Verfügbarkeit der beteiligten Personen und am Wetter. Für mich ist diese Lebensweise eine große Umstellung. In meinem Studium waren meine Tage sehr selbst organisiert. Zuletzt habe ich meine Bachelorarbeit geschrieben, was kombiniert mit den Corona-Maßnahmen bedeutete, drei Monate lang nahezu keine terminlichen Verpflichtungen zu haben und die Zeit selbst so einzuteilen, dass amEnde pünktlich eine brauchbare Arbeit fertig ist. Jedes Teilziel habe ich mir selbst gesteckt und ständig, bewusst oder unbewusst, bewertet, ob die letzten Stunden gut genutzt waren.Als neue Freiwillige warte ich einfach ab, was als nächstes gemacht wird. Ich freue mich, wenn ich mit der angesetzten Tätigkeit etwas Neues lerne und ich unmittelbar sehe, wie ich zum Funktionieren der Lebensstrukturen hier beitrage. Manchmal ist es schwer auszuhalten, so wenig Sicherheit über den Inhalt meiner Zeit zu besitzen und sichimmer wieder spontan einzustellen, auf das was da ist. Dann bin ich auch immer wieder hoch beglückt von Ereignissen, die sich ganz ohne Planungsaufwand für mich ergeben. Auch wenn es immer zahlreiche Dinge gibt, die potenziell getan werden könnten, gibt es die Zeit für ein gutes Gespräch zwischendurch, für das Anhalten am Strauch, um den Unterschied von Bienen und Wildbienen zu entdecken, für den Yoga-Kurs, der eigentlich in meiner Arbeitszeit liegt. Und ganz so unsicher werden meine Tage sicher nicht bleiben. Für Ramatara und Yvan ist es das erste Mal, dass eine Freiwillige über ein Jahr bei ihnen ist und wir schauen gemeinsam, welche Aufgaben ich auch selbstständig und regelmäßig erledigen kann. Ich habe den Text vor ein paar Wochen begonnen und seitdem haben sich wieder ein paar Dinge verändert. Jedenfalls hat der Name, der an der Pforte desEcolieu steht für mich eine neue Qualität bekommen: Ô Saveur de l ́Instant – Oh Geschmack des Augenblicks.

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